Liebe Mitglieder, Freunde und Partner des München RFC,
Gemeinsam mit den Vertretern der RG Heidelberg, der SU Neckarsulm und des RC Leipzig wendet sich der München RFC gegen die Einführung des sogenannten Scorebonus. Hier findet Ihr die gemeinsame Stellungnahme der vier Vereine.
Gemeinsame Stellungnahme von RG Heidelberg, SU Neckarsulm, RC Leipzig und München RFC
zur geplanten Einführung des sogenannten Scorebonus in der Rugby Bundesliga.
Liebe Rugby Community,
am 22. März 2025 hat der Deutsche Rugbytag (DRT) in Heidelberg den sogenannten Score-Bonus beschlossen. Das System soll die Nachwuchsarbeit in den Vereinen stärken und ggf. belohnen. Wir, die RG Heidelberg, die SU Neckarsulm, der RC Leipzig und der München RFC, begrüßen das Ziel, die Jugend zu stärken, ausdrücklich. Ohne starken Nachwuchs haben wir keine Zukunft.
Den beschlossenen Weg halten wir jedoch für falsch. In unseren Augen ist der Score-Bonus nicht geeignet, das deutsche Rugby voranzubringen. Vielmehr gefährdet es die hervorragende Arbeit, die in vielen Vereinen geleistet wird und geht an der Realität in Clubs und Gesellschaft vorbei.
Wir haben jedoch nicht nur inhaltliche Bedenken, die wir weiter unten kurz erklären werden. Wir gehen davon aus, dass
der Beschluss des DRT zur Einführung des Score-Bonus am 22. März nicht ordnungsgemäß zustande gekommen ist.
Deshalb haben wir am 4. April 2025 beim Schiedsgericht von Rugby Deutschland fristgerecht beantragt, die Beschlussfassung auf Einführung eines Scorebonus beim DRT am 22. März 2025 zu widerrufen.
Fehlende formale Grundlage
Wir möchten an dieser Stelle nicht umfassend auf die juristischen Überlegungen eingehen, die unserem Antrag zugrunde liegen. Der komplette Antrag an das Schiedsgericht wird zu gegebener Zeit veröffentlicht.
In aller Kürze geht es dabei um folgendes: Der Antrag des Rugby Bundesliga-Ausschuss (RBA) und des TSV Handschuhsheim zur Einführung eines Score Bonus hat weder die formale Grundlage für einen Antrag durch die Mitglieder des RBA, noch hat der Antrag auf dem DRT am 22. März 2025 die erforderliche Mehrheit erreicht. Das Score-System wurde mit 570 Ja- und 421 Nein-Stimmen beschlossen. Das sind bei max. 991 Stimmen zum Zeitpunkt der Abstimmung nur 57,52 Prozent Ja-Stimmen. Die für eine derartige Änderung erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit wurde damit nicht erreicht.
Wir gehen davon aus, dass das Schiedsgericht in unserem Sinne entscheidet. Der Tagesordnungspunkt beim DRT wäre demnach gegenstandslos. Er ist durch das Schiedsgericht abzuweisen und entsprechend im Protokoll des DRT zu vermerken.
Entscheidend sind für uns jedoch auch die inhaltlichen Fehler des Score-Systems.
Das Score-System grenzt aus.
Rugby ist ein integrativer Sport. Spielerinnen und Spieler, die für das Studium oder aus beruflichen Gründen den Wohnort wechseln, finden in den jeweiligen Clubs in der neuen Stadt schnell Anschluss, bringen sich ein und werden Teil der Gemeinschaft.
Der Scorebonus soll die „Verpflichtung von im Ausland rekrutieren Spielern“ unattraktiv machen. Das klingt, als wären in der Bundesliga massenhaft internationale Profis tätig. Dieser Eindruck ist falsch. Wir sprechen in der Bundesliga zum allergrößten Teil von Rugby-Amateuren aus aller Welt, die über unseren Sport schnell eine neue Heimat finden und sich ihrerseits einbringen. Das Score-System würde den Einsatz dieser Spieler mit einer schlechteren Bewertung erschweren, in wenigen Jahren, nach der Verschärfung des Systems, teils unmöglich machen. Das lehnen wir ab.
Mobilität wird bestraft
Auch in Deutschland ausgebildete Spieler, die für Studium oder Ausbildung den Wohnort wechseln, werden durch den Scorebonus benachteiligt. Der kommissarische Vorsitzende des RBA schreibt dazu, der Scorebonus belohne „langjährige Nachwuchsarbeit und stellt damit Chancengleichheit für alle sicher, unabhängig von Biografie oder Pass“. Das gilt allerdings nur, solange der betreffende Spieler dauerhaft bei seinem Heimatverein bleibt und nicht innerhalb Deutschlands umzieht.
Der Score-Bonus ist gerade nicht mit der gesellschaftlichen Vielfalt vereinbar. Menschen leben nicht mehr zwangsläufig ihr Leben lang an einem Ort. Das Score-System würde diese Mobilität bestrafen.
Unser aller Ziel ist und bleibt es, die Jugendarbeit zu fördern, jungen Spielern Perspektiven zu geben und so den Rugbysport in Deutschland langfristig weiterzuentwickeln. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, international konkurrenzfähige Spieler und Mannschaften zu entwickeln. Dafür stehen gerade auch die Bemühungen bei RG Heidelberg, Sport-Union Neckarsulm und München RFC exemplarisch. Der vorgeschlagene Scorebonus ist unserer Meinung nach der falsche Weg.
Mit sportlichem Gruß
Kai Nagel Vincent Frimat Christian Woicke Götz Köthe
RG Heidelberg SU Neckarsulm RC Leipzig München RFC
Dokumentation
Wir sind nicht die ersten und sicher nicht die letzten Vereine, die sich zum Scorebonus äußern. Wir laden alle deutschen Rugbyvereine ein, sich an der Dikussion zu beteiligen und bitten um Unterstützung für unser Anliegen.
Damit Ihr Euch eine Meinung bilden könnt, stellen wir hier wichtige Dokumente zu Verfügung.
Hier findet Ihr den Antrag des TSV Handschuhsheim, der dem Beschluss zugrunde liegt.
Hier findet Ihr einen offenen Brief des Rugby Club Leipzig, der sich des Themas Integration vertieft annimmt.
Niko Colic, Voritzender des Rugby Bundesliga-Ausschuss, hat auf den Brief aus Leipzig geantwortet. Der Brief liegt nicht im Original vor, Niko Colic wird aber auf der Plattform Rugby-News zitiert.