Die Blue Lions sind zum Saisonauftakt der Rugby-Bundeliga nicht zu stoppen! In einem wahren Krimi gegen die RG Heidelberg gelingt dem Team des München Rugby Football Club der zweite Bonuspunkt-Sieg im zweiten Spiel. Am Ende steht ein 48:32-Sieg auf der Anzeigentafel in Großhadern. Damit finden sich die Mannen aus der bayerischen Landeshauptstadt unverhofft auf dem zweiten Tabellenplatz der Deutschen Rugby Bundesliga. Nur eine Momentaufnahme, aber eine attraktive.
„Wir haben heute nicht nur clever gespielt und unsere Chancen konsequent genutzt“, sagte ein sichtlich zufriedener Coach Umberto Re nach dem Spiel. „Vor allem aber konnten wir das physische Spiel der Heidelberger mitgehen und dem starken Sturm der Gäste immer Paroli bieten. Die Hintermannschaft war schnell, ballsicher und top-organisiert. Am Ende waren meine Jungs das fittere Team und konnten Heidelberg zu vielen Fehlern zwingen, aus denen wir wiederum Punkte gemacht haben.“
Vollgas ab der ersten Sekunde
Die Gäste aus Heidelberg hatten kaum Zeit, um die lange Busfahrt aus Beinen zu bekommen – München machte vom Ankick an Druck. Bereits in der 4. Minute konnte der MRFC nach einer 50/22-Gasse den Ball sauber fangen und durch Oli Stein zum 5:0 Versuch ablegen. Niklas Hohl stellte den Spielstand mit der Erhöhung auf 7:0. In den folgenden Minuten sollte sich eine ausgeglichene Partie entwickeln – jedoch stets mit leichten Vorteilen für die Hausherren. Nach einem Rettungstackle der Heidelberger blockierte die RGH in der 16. Minute den Ball im Ruck. Den fälligen Strafkick verwandelte Kapitän Niklas Hohl sicher zum 10:00.
Jetzt war es an der Rudergesellschaft, aufzuwachen und Zeichen zu setzen. Nach einem unsauberen Gedränge der Münchner kickten die Heidelberger zur Gasse in der Münchner 22. Im Anschluss an die Gasse tankte sich der Heidelberger Sturm über die Linie und legte zum 10:05 ab. Auch die Erhöhung zum 10:07 gelang. und auf einmal war Musik in der Partie.
München bleibt das wachere Team
Was in dieser Phase zu beobachten war: München wirkte wie das wachere Team. Erst war es erneut an Niklas Hohl, der mit einem Strafkick in zentraler Position die Führung auf 13:07 ausbaute. In der 31. Minute dann kam der ehemalige ugandische Sevens-Pro Ramathan Govule zu seinem großen Auftritt. Kurz vor der eigenen Mallinie fing er einen Pass der Heidelberger Hintermannschaft ab und sprintete in einem unwiderstehlichen Lauf zum Versuch rechts außen.
Doch erneut meldete sich die RGH zurück. Erst eine starke Phase mit dem Sturm, dann der öffnende Pass und der Versuch an der linken Eckfahne zum 18:12. Und nach einem weiteren erfolgreichen Strafkick durch Niklas Hohl waren es erneut die Heidelberger, die eine schwache Verteidigung der Blue Lions nutzten und in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit zum Pausenstand von 21:17 verkürzten.
Die RGH legt nach
Kurz nach Wiederanpfiff legten die Orange Hearts nach. München steht im Abseits und mit dem fälligen Strafkick im Mittelfeld kommen die Heidelberger zu ihrer ersten Führung des Spiels – 21:22. Nicht erst zu diesem Zeitpunkt war klar, dass die Gäste vom Neckar nicht ohne Punkte heimfahren wollten. Und doch zeigte sich langsam aber sicher, dass die Münchner eher in der Lage sein würden, das Tempo hochzuhalten.
Nach einem hohen Tackling brachte Niklas Hohl die Hausherren erneut in Führung bevor dann Oliver Stein erneut zeigte, weshalb er so wichtig für das Münchner Spiel ist. Der junge Achter der Blue Lions tankte sich durch die Reihen der Heidelberger und spielte schließlich einen tödlichen Pass auf Ramathan Govule, der rechts außen nicht mehr zu stoppen war.
Doch in der 57. Minute sendeten die Heidelberger noch einmal ein Lebenszeichen. Starkes RGH-Paket nach der Gasse und der Sturm legt ab zum 29:27. Nicht wenige der rund 500 Zuschauer begannen in dieser Phase, wieder an den Nägeln zu kauen. In den folgenden Minuten entwickelte sich eine auf beiden Seiten hektische, wenn auch nie unfaire Partie, in der ein weiterer Versuch für dem MRFC abgepfiffen wurde.
Gala-Kicks ins orangene Herz
Ab der 67. Minute erlebten die Gäste dann das, was man wohl eine dunkle Stunde nennen würde – auch wenn es nur ein paar Minuten waren. Während München weiter Druck machte, wussten sich die RGH-Spieler in vielen Situationen nur noch mit unsauberen Mitten zu helfen oder kamen – zunehmend müde – nicht mehr schnell genug aus dem Abseits. In der 67., der 70. und der 74. Minute verwandelte Niklas Hohl drei Strafkicks – bevor er in der 78. Minute zu seinem ersten Versuch kam – den er ebenfalls erhöhte. Beim Spielstand von 45:27 gab es auf den Rängen der Hedernfeld-Arena kein halten mehr.
Doch Heidelberg wollte sich auch so kurz vor Schluss noch nicht geschlagen geben. Nach zwei gelben Karten für Iglesias (RGH) und Moughty (MRFC) wegen hoher Tacklings kamen die Heidelberger noch einmal zu einem Strafkick in der Münchner 22. Heidelberg wählt das Gedränge und kommt noch einmal zu Punkten. In der 8. Minute der Nachspielzeit war es dann erneut an München Kapitän Niklas Hohl, der mit seinem letzten Kick des Tages den Endstand von 48:32 klarmachte.
München RFC vs RG Heidelberg
48 : 32 (21 : 19)
Unser Team
Versuche: Oliver Stein 4.min, Ramathan Govule 31. und 54.min, Niklas Hohl 76.min
Erhöhungen: Niklas Hohl 4. und 76.min
Penalties: Niklas Hohl 10., 25., 38., 42., 66., 68., 70. und 80.min
Fotos: Klaus Theml/ Heinz-Jürgen Seip
Text: Ole Zimmer