„Das war eigentlich kein Zweitliga-Spiel“ – Michel Weber, Geschäftsführer der Oktoberfest 7s GmbH war nach dem Spiel sichtlich angetan vom nunmehr 32. Stadtderby zwischen den Blue Lions des München RFC und dem Team des SV Studentenstadt Freimann.
Aber da irrte sich der Turnierveranstalter. Denn das Niveau, auf dem sich die obere Hälfte der Zweitbundesliga-Tabelle mittlerweile bewegt, muss sich vor den Erstligisten nicht mehr fürchten. Dass sich die erste XV des München RFC derzeit eigentlich nur vor sich selbst fürchten muss, hatte das Team von Head-Coach Umberto Re zuvor in den packenden 80 Minuten des Spiels gezeigt.
Aber von vorne. Die Kulisse für das immer wieder junge Duell zwischen den großen Stadtrivalen hätte besser nicht sein können: sonniges Herbstwetter, weißblauer Himmel, wieder einmal ein perfekt gepflegter Rasen und fast 400 Zuschauer auf den Tribünen der Bezirkssportanlage, die dem Ankick entgegenfieberten. Und zumindest die zahlreichen Unterstützer der Hausherren in Blau sollten in den Anfangsminuten voll auf ihre Kosten kommen.
Furioser Auftakt der Blue Lions
Die Blue Lions legten von Beginn an ein extrem hohes Tempo vor und schnürten die Gäste aus dem Englischen Garten weit in deren Hälfte ein. Die Richtung war klar: Nur nach vorne. Schon kurz nach Anpfiff zeigte die Hintermannschaft des MRFC ihre Klasse und spielte den Ball in einer schnellen Stafette bis auf den starken Außen Yorik Augereau. Die Verteidiger in schwarz brauchten in höchster Not ein bärenstarkes Tackling, um den schnellen Franzosen an der Fünf-Meter-Linie zu stoppen.
Für die Gäste blieb es in dieser Phase des Spiels ungemütlich. Bereits in der 5. Minute kamen die Studenten erneut massiv unter Druck und mussten den Ball im eigenen Malfeld tot legen. In der 8. Minute belohnten sich die Hausherren dann mit den ersten Punkten: Nach mehreren Phasen vor der gegnerischen Mallinie holte der MRFC einen Penalty in zentraler Position, den Verbinder Oscar Gleave souverän verwandelte.
Die Blue Lions schienen Lust bekommen zu haben und starteten weiter Angriff um Angriff. In der 12. Minute erneut eine starke Attacke über die Dreiviertelreihe, diesmal über links. Oscar Gleave spielte den entscheidenden Pass auf Ramathan Govule, der rechts außen zum Versuch ablegte.
StuSta bleibt im Spiel
Erst nach 20 Minuten startete StuSta den ersten ernstzunehmenden Angriff in die Hälfte des MRFC. Und nach dem Hoch des ersten Viertels schlichen sich die ersten kleinen Fehler ein. Nach einem Fehler im offenen Spiel kickte StuSta den fälligen Strafkick zur Gasse ins Aus. In den nächsten anderthalb Minuten rieben sich die Münchner Fans die Augen: Die Studentenstädter gewannen nicht nur die Gasse, das Team spielte über mehrere Phasen bis an die Mallinie der Münchner, wo die Männer in schwarz relativ einfach zu ihrem ersten Versuch kamen und auf 8:5 verkürzten.
Der MRFC jedoch ließ sich vorerst nicht aus dem Konzept bringen und kontrollierte in der Folge das Spiel. Reagierte jedoch auf kleinere Knackpunkte: Ein Penaltykick der Hausherren, der nicht ins Aus ging, brachte StuSta wieder knapp in die Hälfte der Blue Lions. Dort verloren sie zwar den Ball im Ruck; das an sich überlegene blaue Gedränge jedoch war in dieser Situation nicht stabil genug, um unserer Nummer 8 Carlos Ortola genug Zeit zu geben, den Ball zu kontrollieren.
Zuviele kleine Fehler unter Druck
Unter Druck gaben die Münchner einen Penalty an StuSta und wurden vom Schiri wegen einer Undiszipliniertheit weitere zehn Meter zurückgeschickt. StuSta-Routinier Kilian Schwan spielte den Ball schnell an und konnte erst an der Münchner 22 gestoppt werden. Das folgende Gedränge führte zu einem weiteren Penalty für die Gäste und StuSta konnte mit einem Kick zu den Stangen zum 8:8 ausgleichen.
Doch die Blue Lions schüttelten den Schreck ab und blieben weiter spielbestimmend. Der MRFC verlagerte das Spiel immer tiefer in die Hälfte der Studentenstädter Richtung 22 und nach mehreren Phasen wurde der Ball zu Ramathan Govule nach außen gespielt, der den Ball beim Tackling zu Carlos Ortola abspielte. Der passte auf Billinho Buff, der nur mehr im Malfeld ablegen musste. Doch der junge Linienrichter hob nach der erfolgreichen Aktion die Fahne, so dass der für die weit überwiegende Mehrheit der Beobachter saubere Versuch nicht gegen wurde. Eine zumindest enge Entscheidun
Blitzstart der Studenten
Wer geglaubt hatte, die erste Hälfte des Spiels habe an den Nerven gezerrt, sollte in den zweiten 40 Minuten eines Besseren belehrt werden. Die Pausenansprache von Headcoach Umberto Re war deutlich, die Ansage klar: Seine Spieler mussten dringend die vielen kleinen Fehler abstellen, mit denen sie sich in Halbzeit eins ein ums andere Mal um den Lohn für das an sich überlegene Spiel gebracht und StuSta immer im Spiel gelassen hatten. Allein: Der italienische Übungsleiter wurde zumindest in den ersten Minuten der zweiten Hälfte nicht erhört.
Auf den Ankick der Studentenstädter folgte sofort ein Penalty gegen München, der in die Gasse geschickt wurde. Der gewonnene Ball wurde durch ein schönes Sturmspiel der Männer in Schwarz bis zur Mallinie nach vorne gearbeitet und schließlich nach einer eine Überzahlsituation auf der linken Seite in der 43. Minute zum Versuch verwertet.
Der Sturm zeigt, wo der Bartel den Most holt
Das Spiel fand in der Folgezeit mehr oder weniger im Mittelfeld statt, keiner der Mannschaften Mannschaften konnten einen entscheidenden Moment setzen. So blieb es bis zur 57.Minute. Die Stürmer des MRFC besannen sich auf ihre überlegene Stärke und erzwangen im Gedränge einen Penalty in zentraler Lage. Verbinder Oscar Gleave ließ sich nicht zwei Mal bitten und verkürzte zum
11:13. Die Blue Lions machten jetzt gewaltig Druck. Nur zwei Minuten später das nächste starke Gedränge und ein weitere Penalty – Gleave kickte das Team mit 14:13 erneut in Führung.
Nach dem Führungswechsel in diesem hochklassigen und hochspannenden Verfolgerduell der 2. Bundesliga-Süd schien nun alles möglich, vor allem die Fans der Blauen witterten Morgenluft. Zwar scheiterte der MRFC mit einem weiteren Strafkick in aussichtsreicher halbrechter Position, doch die Blue Lions blieben weiter am Drücker. Nach mehreren dominant und sauber gespielten Phasen fand der junge Oliver Stein die Lücke und erhöhte mit dem zweiten Versuch der Münchner zum 19:13. Doch nach dem Strafkick zuvor misslang auch der Kick zur Erhöhung – und das sollte sich in der Folge noch bitter rächen. ar
Das große Comeback der Studenten
Ab der 70. Minute wendeten die Gäste die Partie und zwangen den Hausherren ihr Spiel auf, das jetzt fast nur noch in der 22 des MRFC stattfand. Doch die Blue Lions zeigten Löwenherzen: Nur einer überwältigenden Defensivleistung der gesamten Mannschaft war es zu verdanken, dass der Versuch nicht fiel. Phase um Phase nahmen die Verteidiger harte Tackles und brachten die Offensive immer wieder zum Stehen. Das Problem: Gewonnenen Bälle des MRFC wurden mehrfach umgehend zurückerobert und wieder in Richtung Mallinie der Gastgeber getragen.
Leider konnte sich der MRFC in der Schlussphase nicht mehr wirklich befreien. Erst in der allerletzten Minute des Spiels gelang ein weiter Befreiungskick in die Hälfte der Studentenstädter. Zwar gelang es der Verteidigung von StuSta nicht, den Ball sauber zu fangen, das Spiel ging dennoch weiter – wieder in Richtung Münchner Malfeld.
Den darauffolgenden Überkick von StuSta über die Münchner Verteidigungsline wurde von Routinier Alan Moughty mit einem artistischen Kick im letzten Augenblick ins Seitenaus befördert. Und hier besiegelte StuSta Rugby das Unglück der Blue Lions: Der Sturm eroberte den eigenen Gasseeinwurf und verkürzte mit einem Versuch zum 19:18. Die Erhöhung flatterte sich in einer schier unwirklichen Flugkurve äußerst knapp zwischen die Goalstangen zum 19:20 ins Ziel und stürzte Spieler und Anhänger aus dem Englischen Garten in einen kollektiven Freudentaumel. Zwar wurde das Spiel noch einmal angepfiffen. StuSta beförderte den Ball jedoch direkt nach dem Ende der Spielzeit ins Aus und startete die Partynacht.
Gescheitert an sich selbst
Für die Hausherren bleib nach der äußerst bitteren Niederlage nur die Erkenntnis, dass sie in dieser zweiten Bundesliga jedes Team dominieren und schlagen können – wenn das Team unnötige kleine Fehler abstellt und konsequent beim eigenen Spiel bleibt. Und was die Blue Lions über weite Strecken des Spiels gezeigt haben, macht Lust auf mehr.
Jetzt haben Team und Trainer drei Wochen Zeit, um die Weichen für den Rest der Hinrunde zu stellen. Am 6. November empfangen wir dann den starken Heidelberger TV zum nächsten Heimspiel.
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#onemrfc
Unser Team gegen SV Studentenstadt Freimann
Endstand 19:20 | Halbzeit 8:8
1. Buff Guilherme (ab 78.min Francois Julien)
2. Graf Niklas (an 78.min Alan Moughty)
3. Gerhards Gerd (Capt.)
4. Engelhardt Maximilian
5. Stein Oliver
6. Wilson David (ab 42.min Hernandez Miguel)
7. Müller Jurij
8. Ortola Carlos (ab 42.min Cross Samuel)
9. Byszio Blaine
10. Gleave Oscar
11. Augereau Yorik
12. Theml Max
13. Taylor Henry
14. Govule Ramathan
15. Marka Alexander
Versuche: Govule Ramathan 8.min, Oliver Stein 65.min
Penaltys: Gleave Oscar 3x
Bilder: Raymond Wennier