Am Ende fehlten nur wenige Augenblicke zur Sensation: Die XV des München RFC hat das Finale um den direkten Aufstieg in die Rugby Bundesliga beim BSC Offenbach denkbar knapp mit 32:29 verloren. Am kommenden Samstag können die Blue Lions den Aufstieg in der Relegation gegen Luxemburg Rugby perfekt machen.
Es war nicht unbedingt wie bei David gegen Goliath, aber sicher ein Duell, das nicht auf Augenhöhe stattfand; zumindest auf dem Papier. Auf der einen Seite die mit vielen ausländischen Gastspielern verstärkte Profi-Truppe aus Hessen, auf der anderen Seite die eingeschworene und eingespielte Münchner Mannschaft um Kapitän Niklas Hohl. Doch beim Rugby geht es auch um Haltung und die richtige Einstellung. Um Dinge also, die kein Sponsor kaufen kann. Und beides präsentierten die Blue Lions am vergangenen Samstag perfekt.
Schnelle Kicks zu Beginn
Vom Ankick an waren die Männer in Blau auf der Höhe und zwangen die Offenbacher immer wieder zu Fehlern, bereits in der 7. Minute bekamen die Münchner den ersten Penalty zugesprochen, den Kapitän Niklas Hohl sicher zur 3:0-Führung zwischen die Stangen setzte. Doch die Hessen ließen sich nicht schocken und glichen nur zwei Minuten später ebenfalls mit einem Strafkick durch die Stangen aus.
In der Folge ging das Spiel munter hin und her, wobei sich die Offenbacher im offenen Spiel leichte Vorteile erarbeiten konnten. Die Stürmer des MRFC aber hielten immer wieder dagegen und konnten sogar das als sehr stark eingeschätzte Gedränge des BSC im Schach halten. Nach einem Straftritt in der 23 Minute kamen die Offenbacher dennoch zu ihrem ersten Versuch und stellten die Anzeigentafel nach der erfolgreichen Erhöhung auf 10:03.
Offenbach nutzt die Überzahl
Doch das Team von Headcoach Umberto Re blieb ruhig und nur zwei Minuten später war es an Kapitän Niklas Hohl, mit einem erneuten Straftritt auf 10:06 zu verkürzen. In folgenden Minuten wurde das Spiel immer intensiver. Nach einem unglücklichen hohen Tackle durch unsere #6, den gerade defensiv wieder bärenstarken Ramathan Govule, gab es Gelb für den Ex-Nationalspieler aus Uganda. Dennoch konnten sich die Münchner wieder befreien. Doch fünf Minuten später klingelte es und die Offenbacher bauten die Führung auf 15:06 aus.
Drei Minuten später meldete sich Niklas Hohl zurück und verwandelte seinen dritten Penalty zum 15:09. Doch Offenbach drückte jetzt aufs Gas und suchte in der Hitze eine Vorentscheidung. Nach mehreren kleinen Fehlern der Münchner kamen die Gastgeber immer näher in die rote Zohne des MRFC und konnten schließlich die Führung durch einen erhöhten Versuch auf 22:09 ausbauen
München macht Druck
Nach der Pause kamen die Münchner druckvoll zurück in die Partie. Die schnelle Vorwärtsbewegung verleitete den Gegner zum Abseitsspiel. Den fälligen Penalty bedeutete die nächsten drei Punkte durch Niklas Hohl und so stand es in der 44. Minute nur noch 22:12.
Nach einem hohen Tackling waren es ab der 43. Minute nun die Offenbacher, die zehn MInuten mit einem Mann weniger auskommen mussten. Diese Phase in Unterzahl überstanden die Hessen aber nicht nur unbeschadet. Sie nutzen die wenigen Fehler des MRFC konsequent aus und konnten nach einem Straftritt in der 48. Minute wieder auf 25:12 davonziehen. Auch wenn die Münchner kurz darauf durch einen weiteren Kick auf 25:15 verkürzen konnten sollte jetzt die Zeit des Nägelkauens für den lauten Münchner Anhang beginnen. Offenbach hatte noch einmal starke Minuten und zog in der 59. Minute auf 32:15 davon.
Die Blue Lions zeigen großen Kampfgeist
Doch wer geglaubt hatte, die erfolgsverwöhnten Offenbacher könnten das Spiel jetzt locker über die Zeit bringen, sah sich getäuscht. In den kommenden Minuten zeigte das Team von Headcoach Umberto Re, dass es auch mental voll auf der Höhe ist. Die letzten 20 Minuten der Partie waren für alle Beteiligten das packendste Stück Rugby seit langem. Der München RFC arbeitete sich konsequent und diszipliniert immer weiter in Richtung Malfeld des Gegners. Die Münchner Nummer 8 Oliver Stein belohnte die harte Arbeit seines Teams in der 70. Minute mit einem Versuch. Nach der erfolgreichen Erhöhung stand es nur noch 32:22.
Die Offenbacher Pros standen nun mit dem Rücken zur Wand und hatten dem druckvollen Spiel der Gäste immer weniger entgegenzusetzen. Oft wussten sie sich nur noch mit Regelverstößen zu helfen und dezimierten sich durch eine weitere gelbe Karte erneut. Kurz vor Schluss folgte nach einem Spear Tackle noch eine mehr als verdiente rote Karte – und München machte weiter Druck.
Am Ende fehlen nur Augenblicke
Auch wenn die Offenbacher noch mit zehn Punkten führten – das Heimpublikum wurde zusehends unruhiger. Denn das Spiel machten nur noch die Männer in Blau. Der schnelle Halbspieler Santiago Schiavini, der für den kurzfristig verletzten Blaine Byszio von der Schlussposition auf die #9 gerückt war, versetzte den mitgereisten Münchner Anhang noch einmal in Ekstase, als er in der 80. Minute zum 32:27 einlaufen konnte. Niklas Hohl stellte die Anzeige auf 32:29. Doch die Mühen sollten nicht belohnt werden. Am Ende rettete der Schlusspfiff den Offenbacher Sieg.
Fokus auf die Relegation
Das Team des München RFC gegen Offenbach
1. Francois Julien
2. Mentz Jonas (ab 60.min Alan Moughty)
3. Gerhards Gerd
4. Cross Samuel (ab 52.min Weissenborn Mark)
5. Mario Tornero (ab 48.min Kröger Joseph)
6. Govule Ramathan (ab 56.min Hernandez Miguel)
7. Wilson David (ab 58.min Müller Jurij)
8. Stein Oliver
9. Schiavini Santiago
10. Hohl Niklas (Capt.)
11. Augereau Yorik (ab 60.min Theml Max)
12. Oscar Gleave
13. Jan Wirtz (ab 70.min Fafiolu Jakob)
14. Marka Alexander
15. Gill Marcus
Versuche: Oliver Stein 70.; Santiago Schiavini 80.min
Erhöhungen: Niklas Hohl 70. und 80.min
Penaltys: Niklas Hohl 5., 24., 33., 43., 53.min
Fotos: Klaus Theml